SG – BSG – SVG: Wie alles begann
– von Rosemarie Haese und Vera Steirat –
Der Zweite Weltkrieg (1933-1945) war vorbei, die Menschen konnten wieder durchatmen, die Vertriebenen kamen von Osten her in unser Land, um hier ihre neue (alte) Heimat zu finden, man wartete auf die Heimkehr der Soldaten und Kriegsgefangenen. „Entsprechend den Richtlinien des Potsdamer Abkommens (Direktive 23 des Alliierten Kontrollrates vom 17.12.1945) wurde der Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen mit all seinen Sportvereinen bis Januar 1946 aufgelöst und das Entstehen nichtmilitärischer Sportorganisationen örtlichen Charakters bis auf Kreisebene gestattet“. Auf dieser Grundlage konnte das sportliche Leben, das nicht nur in Glienicke vollständig zum Erliegen gekommen war, wieder in Gang gebracht werden.
Der Wunsch nach Sport und Geselligkeit war groß. So fanden sich in Glienicke schnell Turner und Handballer zusammen und gründeten am 23. Juni 1945 eine Sportgemeinschaft Glienicke (Quelle lt. Karl Heinz Möller: Bekanntmachung der Gemeindeverwaltung aus dieser Zeit). Die Abteilung Leichtathletik-Handball traf sich unter Leitung von Herrn Schulz auf dem Poloplatz in Frohnau, die Gymnastikgruppe für Frauen und Mädchen unter Leitung von Frau Ahrens vor dem Eingang der Schule. Ferner waren Faustball, Geräteturnen, Fußball und Jiu Jitsu vorgesehen. (Quelle lt. Klaus Gatz: Akte Rat Bekanntmachungen). Als die ersten Vorturner waren Erwin Kiewitt (für Jugendliche und Erwachsene) und Herbert Weiland (für Kinder und Jugendliche) im Lokal „Schwarz“ bis ca. 1951 aktiv, 1950 kam Paul Wollenberg dazu. Der Kegelklub gründete sich 1946. „Am 1. August 1948 erließen die FDJ und der FDGB einen Aufruf zur Gründung einer einheitlichen, demokratischen deutschen Sportbewegung“:
„[…] Wie bei verschiedenen anderen Gelegenheiten, hinkte unser Ort auch hier hinterher. Erst 1949 fanden sich einige Sportler u. Gewerbetreibende zusammen und gründeten die erste Sportgemeinschaft Glienicke. Handball – Fußball und Kegeln sollte als Sport betrieben werden. […]“
1949 wurde erneut der Versuch unternommen und die Sportgemeinschaft Glienicke/Nordbahn („SG Glienicke“) gegründet, die mit mehreren Höhen und Tiefen und Namensänderungen bis heute ihren Bestand hat. Die Gründungsversammlung fand im damaligen Lokal „Schwarz“, Hauptstraße 75, statt. Anwesend waren: Bürgermeister Lange, Paul Meier von den Keglern (als Gewerbetreibender überreichte er ein Geschenk) sowie die Zeitzeugen Ursula (Beutler) Kabus und Klaus Gatz. Die Turner schlossen sich dem Verein aber erst später an. Vorsitzender war seit der Gründung der SG (1949) bis zur Umbenennung in BSG (1956) Wilhelm Hetzel.
Die einzige Sportstätte, die Glienicke zu dieser Zeit aufzuweisen hatte, war die Kegelbahn. Alle anderen Sportarten wurden in öffentlichen Räumen, Gebäuden und auf Plätzen durchgeführt. Im Saal des Lokals „Schwarz“ (später HO-Gaststätte „Treffpunkt“), waren immer noch die Ringe an der Decke. Es gab seit 1924 einen Sportplatz in Glienicke, der nach Beendigung der Kriegshandlungen wieder geebnet wurde. Improvisationsgeschick und Organisationstalent waren genauso wichtig wie Geld – und das gab es nicht.
Es war für Glienicke ein großes Glück, dass der Rat des Landkreises Oranienburg Anfang der 1950er Jahre finanzielle Mittel für den Bau einer Turnhalle bewilligte. Dabei spielte sicher die Grenznähe zu Westberlin eine Rolle, um die Jugendlichen auf eigenem Territorium halten und erziehen zu können. Das hieß aber nicht, dass das Geld für die Fertigstellung der Turnhalle gereicht hätte. Es wurden freiwillige Arbeitsstunden mit eingeplant und damalige Schüler mussten zwar mit anpacken, waren aber schon aus der Schule, als die Turnhalle zum Schuljahresbeginn 1954 in Betrieb genommen wurde.
Am 13. Mai 1954 hatte man nun Grund zu mehr Optimismus, die Kegler waren immer noch dabei, die Fußballer und Tischtennisspieler gründeten neue Sektionen. Wilhelm Hetzel schreibt in seinem Bericht vom 05.12.1954: „Durch die Unterstützung der Gemeinde und des Kreises Oranienburg, als auch der Mitarbeit einiger Sportler war es uns nun möglich, mit dem Aufbau und Ausbau der 4 Sektionen zu beginnen.” Die Sektion Turnen/Leichtathletik nahm am 1. Oktober 1954 ihre Arbeit in der SG auf. Am 31. Oktober 1954 fand ein Massenwaldlauf mit großer Beteiligung statt. Selbst Rainer Randzio, damals 6 Jahre alt, lief seine 300 Meter.
Im November 1954 wurde zwischen der Grundschule Glienicke und der Leitung der Sportgemeinschaft ein Vertrag zur Nutzung der Turnhalle für die Turner, Tischtennisspieler und Fußballer (Leichtathletik) abgeschlossen. Ende des Jahres 1954 konnten bereits 84 Mitglieder gemeldet werden (Kegeln: 15, Fußball: 31, Turnen: 25, Tischtennis: 13). Der Vorstand und die Abteilungen luden zum „Großen Kostümfest“ am 5. Februar 1955 für 2,10 DM ein, was großen Anklang fand. Dagegen kämpfte das Kreiskomitee für Körperkultur und Sport Oranienburg erneut vergebens, dass aus Glienicke Sportler oder Übungsleiter am Lehrgang für die Abnahme der Sportabzeichen-Bedingungen teilnehmen.
Am 25. November 1953 erfolgte eine Regierungserklärung über die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands. Die Belebung des gesamtdeutschen Sportverkehrs wurde 1955 durch das Kreiskomitee für Körperkultur und Sport Oranienburg angeregt. Über Aktivitäten ist in den Unterlagen keine Aussage zu finden. Viele Glienicker Bürger regelten das individuell, indem sie dort Sport trieben, wo Möglichkeiten und Räumlichkeiten vorhanden waren. Und wenn sich Rand- oder Ostberliner einem Sportverein im Westsektor von Berlin (in unserem Fall auch Hermsdorf und Frohnau) anschlossen, dann wurde entsprechend dem damaligen Wechselkurs ein Mitgliedsbeitrag bezahlbar angepasst.
Mitgliederversammlungen fanden mehrmals im Jahr statt. Zu Sitzungen mit den SG- und BSG-Vorsitzenden des Landkreises Oranienburg hätten Mitglieder zum Beispiel nach Wensickendorf oder Zühlsdorf fahren müssen, darum konnten viele Sitzungen aufgrund der räumlichen Entfernung gar nicht wahrgenommen werden. Autos besaßen nur wenige Bürger. Die Heidekrautbahn ab Schildow fuhr auch nicht so häufig, so dass man mit Übernachtung planen oder nachts mit dem Fahrrad durch die Wälder radeln musste. Und zum Bahnhof Hermsdorf zur Nordbahn-Strecke in Richtung Oranienburg ging man auch zu Fuß oder nahm das Fahrrad. In einem Brief an den Rat des Kreises Oranienburg, Kreiskomitee für Körperkultur und Sport vom 11. April 1955 schreibt Wilhelm Hetzel, dass er um Neuwahl des Vorstandes bittet, weil ihm aufgrund seiner schweren Herzkrankheit die Kraft fehlt, weiter um den Bestand der Sportgemeinschaft in Glienicke zu kämpfen.
Daraufhin erfolgte mit Unterstützung des Kreiskomitees Körperkultur und Sport des Landkreises Oranienburg am 15. Juni 1956 mit 20 Mitgliedern die Neugründung unserer Sportgemeinschaft als Betriebssportgemeinschaft – BSG „Einheit“ Glienicke-Nord – (Aus Versehen wurde das “b” von Nordb. (Nordbahn) weggelassen und wir hatten jahrzehntelang einen verkürzten Vereinsnamen. Unser Ort hieß vielfach nur noch Glienicke (Kreis Oranienburg) und das lag ja im Norden von Berlin).
Die Mitgliedsbeiträge staffelten sich wie folgt:
- FDJ-Mitglieder, Jugendliche, Hausfrauen: 0,10 DM + 0,30 DM für Versicherung
- Erwachsene: 1,00 DM + 0,30 DM für Versicherung.
Als Vorsitzender fungierte ab 1956 der Sportlehrer Dietmar Kunz, der aber aufgrund eines Unfalls kurzfristig von Rudolph Beier (einem ehemaligen Kegler und Federballer) bis Dezember 1957 abgelöst wurde. Ende 1956 war die BSG auf 50 Mitglieder angewachsen. Dietmar Kunz war der erste Abnahmeberechtigte für das Sportabzeichen in unserer BSG. Für etwa neun Monate übernahm Gottfried Wojtek 1958 die Leitung der BSG. Da er von der BSG-Leitung als Gemeindevertreter in die Kommission für Sport und Jugendfragen delegiert und auch gewählt wurde, gab er den Vorsitz dann jedoch wieder ab. Durch die Zusagen für eine finanzielle Unterstützung entwickelten sich die bestehenden Sportarten, und neue kamen hinzu. Aber ehe es mit den finanziellen Zuwendungen soweit war, mussten auf Kreisebene noch einige Hürden genommen werden.
Rudi Beier, Corrinna und Gottfried Wojtek versuchten beharrlich, diese Hürden zu überwinden. Sie kämpften mit den Gewerkschaften, dann um die Erweiterung des Sportstättenangebotes, da teilweise zwei Sektionen gemeinsam in der Turnhalle trainieren mussten. Sie wollten die Genehmigung zur Nutzung des alten Saales in der Lessingstraße (in den 20er und 30er Jahren auch als Turnsaal genutzt – jetzt Werkmarkt) erreichen. Dies wurde mit der Begründung, dass dort Wohnungen ausgebaut werden, abgelehnt.
Im April 1957 wollte die Sportvereinigung „Einheit“ Bezirksleitung Potsdam den Fehler des Kreiskomitees Oranienburg korrigieren und unsere BSG als Abteilung an die BSG „Einheit“ Oranienburg anschließen, da die Verteilung der finanziellen Mittel einfacher gewesen wäre. Nach vielen Aussprachen kam der Vorschlag, dass wir uns an die BSG „Motor“ Wilhelmsruh anschließen sollen, da sehr viele Glienicker bei Bergmann-Borsig in Berlin-Wilhelmsruh arbeiteten. Gottfried Wojtek konnte sich gemeinsam mit dem Vorstand jedoch durchsetzen und unsere Eigenständigkeit bewahren. Dafür sind wir immer noch sehr dankbar.
„…sind die Werkleitungen der volkseigenen Betriebe verpflichtet, aus dem Direktorfonds Mittel für die Arbeit der BSG zur Verfügung zu stellen. Außerdem erhält jede BSG von ihrer Gewerkschaftsleitung einen 15%igen Anteil aus den FDGB-Beiträgen.” (Auszug einer Rede von Walter Ulbricht in Leipzig vom 20.09.1954).
Um die finanziellen Zuwendungen von Gewerkschaften (Verwaltung, Banken und Versicherungen, Unterricht und Erziehung) und Betrieben kämpfte Gottfried Wojtek jahrelang. Ab Januar 1959 funktionierte dann auch die Überweisung von der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung. Es handelte sich um 150 DM monatlich. Die BSG erhielt ihre finanziellen Zuwendungen außerdem durch volkseigene Betriebe des Kreises Oranienburg (die aber immer wieder eingefordert werden mussten), von unserem einzigen Betrieb aus Glienicke und durch Spenden der Mitglieder. Die Mitglieder selbst unterstützten wiederum die Turn- und Sportfeste in Leipzig mit dem Kauf von Spendenmarken. Viele unbezahlte und freiwillige Arbeitsleistungen wurden im Laufe der Jahre für den Sport, den Aufbau und Erhalt der Sportstätten geleistet und die Übungsleiter unseres Vereins für den Erwachsenensport arbeiteten ausnahmslos ehrenamtlich.
1957 waren wir das erste Mal im Kreismaßstab Jahresbester und erhielten eine finanzielle Anerkennung von immerhin 600 DM. Gewertet wurde dabei vor allem Werbung von Kindern, Jugendlichen und Frauen, Erwerb des Sportabzeichens und Mitarbeit im nationalen Aufbauwerk, Errichtung und Verbesserung von Sportanlagen. Und gerade im letzten Punkt war unsere BSG im Laufe der Jahrzehnte besonders gut.
Am 13. März 1957 wurde Gerda Milz als Hauptkassiererin in den Vorstand gewählt. Sie überwachte von diesem Tag an bis 1990 den Verkauf der Beitrags- und Spendenmarken durch die Sektionen und die Einnahmen und Ausgaben des Vereins.
Im Februar 1958 hatte unser Verein 240 Mitglieder, davon 80 Prozent Kinder und Jugendliche (mit den neuen Sportarten Federball, Judo, Kinderschach und Kinderfechten).
Aufgrund der „unglücklichen geographischen Lage“ der Glienicker innerhalb des damaligen Kreises Oranienburg (Fahrzeit nach Berlin-Pankow eine halbe Stunde, nach Oranienburg anderthalb bis zwei Stunden) hat Gottfried Wojtek den Antrag an das Kreiskomitee gestellt, dass die Glienicker Sportler an den Berliner Meisterschaften (Ostberlin – als Hauptstadt der DDR) teilnehmen können. Da sein Antrag abgelehnt wurde, hat er sogar an den Bundesvorstand des Deutschen Turn- und Sportbundes in Berlin geschrieben. Aber selbst der Hinweis „wir könnten einige Jugendliche aus dem Westen zurückholen, wenn uns diese Möglichkeit offenstünde“ brachte nicht den gewünschten Erfolg. So gingen unserem Verein viele Titel verloren, z. B. mehrere DDR-Meister im Federball und im Boxen, die durch ehemalige Glienicker Mitglieder nun für Berlin errungen wurden.
Vom 19. September 1958 bis 1961 war der Kegler Gerhard Liese BSG-Vorsitzender, von 1961 bis 1963 der Kegler Werner Peter. Als er aus Glienicke wegzog, wurde Werner Wiechmann Vorsitzender und übte diese Wahlfunktion mindestens bis 1967 aus. Sein direkter Nachfolger war der Kegler Erwin Lietz, der schon seit 1961 Stellvertretender Vorsitzender war. Beide waren aktiv und machten eine gute Arbeit. Unterlagen aus dieser Zeit sind kaum vorhanden.
1959 wurde unsere BSG aufgefordert, eine Revisionskommission zu wählen. Mit Wilhelm Timm von den Keglern wurde die Funktion des Vorsitzenden der Revisionskommission bis ca. 1971 besetzt. 1959, fünf Jahre nach Eröffnung der Turnhalle, wurde auch der Sportplatz vor der Turnhalle fertig gestellt. Damit waren nicht nur mehr und bessere Bedingungen für den Schulsport geschaffen, sondern auch für unseren Verein.
Als dann 1961 die Mauer nach Hermsdorf ihren letzten Durchgang schloss, hätte man annehmen sollen, dass nun die Mitgliederzahl steigen müsste. Das war nicht der Fall, denn viele Glienicker übten ihren Sport im Betrieb oder in der Nähe ihres Arbeitsortes aus.
1967 gab es die Sektionen Kegeln, Turnen und Tischtennis (Bericht von Werner Wiechmann vom 22. Januar 1967 in der Glienicker Orts-Chronik).
1968 wurde die Schulsportgemeinschaft (SSG) „Rudolf Harbig“ gegründet. Die BSG schloss mit der Schule eine Vereinbarung über eine gegenseitige Unterstützung ab.
1970 wurde die Sektion Pferdesport gegründet. Mit fünf überwiegend jugendlichen Reitsportlern begann die Trainingsarbeit, die sich im Laufe der Jahre gut entwickelte und bis 1976 eine starke Sektion war.
Am 9. Mai 1970 wird die automatische Kegelaufstellanlage in der Kegelbahn in Betrieb genommen und am 3. Oktober 1970 das Zentrum für Freizeit- und Gesundheitssport am Feld hinter der alten Post in der Hauptstraße eingeweiht. Die Betreuung und Wartung der Anlage konnte durch die BSG auf Dauer nicht übernommen werden, der damit verbundene Zeit- und Geldaufwand war zu hoch. Daher hatten die Glienicker hier nur für wenige Jahre eine weitere Möglichkeit zum Sporttreiben.
1969 wurde das Waldlaufkomitee gegründet, und 1970 war ein „arbeitsreiches Jahr“ für die Waldläufer. Insgesamt 2.196 Läufer wurden über die Glienicker Laufstrecken „gejagt“. Und 114 Arbeitsstunden wurden zur Erhaltung und Pflege der Laufstrecken geleistet. Zum 20-jährigen Bestehen der BSG „Einheit“ Glienicke im Jahr 1969 wurden die geleistete Sportarbeit und die vielen freiwilligen Stunden zum Erhalt und Ausbau der Sportstätten abgerechnet und für die nächsten Jahre neue Ziele gesteckt.
1971 gründete sich aus den umfangreichen volkssportlichen Aktivitäten die Sektion Volleyball, die sich Dank der unermüdlichen Einsatzfreude von Bodo Vötisch und seiner vielen Mitstreiter bis 1988 zu einem leistungsstarken Massensport in Glienicke entwickelte.
1972 hatte die BSG wieder 109 Mitglieder in fünf Sektionen (Kegeln, Turnen, Tischtennis, Volleyball, Pferdesport).
Große Bemühungen der BSG-Leitung bestanden immer wieder darin, die Nutzung der vorhandenen Sportstätten vertraglich abzusichern und neue Möglichkeiten für den Sportbetrieb zu suchen. 1971 wurde erneut ein Nutzungsvertrag zwischen der Schule, dem BSG-Vorsitzenden Erwin Lietz und der Bürgermeisterin unterzeichnet.
Am 22. Januar 1972 wurde Helmut Rose in den Vorstand der BSG gewählt und übernahm die Funktion des Vorsitzenden. Immer wieder scheiterte im Laufe der Jahre der Bestand der Sportabteilungen in unserem Verein an der Raumfrage. Zur Schaffung eines weiteren Sportraumes fand 1972 die Begehung des seit 1970 als Lager genutzten Saales der HO-Gaststätte „Treffpunkt“, Hauptstraße 75, statt. Leider warteten die Sportler vergebens auf ein positives Ergebnis – auch Helmut Rose stieß trotz seiner Beharrlichkeit immer wieder an die Grenzen des Möglichen.
Die BSG war ebenfalls um eine fachlich-sportliche Anleitung ihrer Mitglieder sowie um Nachwuchs bemüht. So wurde die 1968 zwischen der BSG (Betriebssportgemeinschaft) und der SSG (Schulsportgemeinschaft) getroffene Vereinbarung 1973 konkretisiert auf: Förderung und Unterstützung der Sporttreibenden, anteilige Übernahme der Kosten, Ausbildung von Übungsleitern und Pflege von Geräten und Anlagen. In den Jahren bis 1977 unterstützten fünf Sportlehrer die BSG im Volleyball. Anfang der 70er Jahre haben die Übungsleiter der Sektion Frauenturnen der BSG Gudrun Rohn und Vera Steirat eine Kinderturngruppe gebildet und betreut. 1970 kamen Renate Knappe, Hella Borch und Ingeborg Pfeifer dazu. Ab 1971 leiteten Renate Knappe und Marita Linke eine Schulkindergruppe und Ingeborg Pfeifer die Kleinkindergruppe – bis 1990. Marlene Ebert war dabei einige Jahre ebenfalls eine tatkräftige Unterstützung.
Am 10. November 1973 gründete sich die Sektion Waldlauf aus den Sportlern des Waldlaufkomitees und gehörte nun zur BSG. Die Bürgermeisterin Irmgard Tscharniel übergab der Sektion Kegeln die lange benötigte Mülltonne (nachzulesen im Brief vom 25.09.1973). Und 1974 kämpfte die Sektion Volleyball in einem Schriftwechsel mit der BSG-Leitung um eine Luftpumpe. Ergebnis: genehmigt – der Spielbetrieb war gesichert!
Wie immer wieder um Sportstätten und -möglichkeiten gerungen wurde, geht aus der Eingabe des BSG-Vorsitzenden Helmut Rose an den Rat des Bezirkes Potsdam von 1974 hervor. Die Freigabe eines Geländes zur Ausübung des Reitsportes in der Alten Schildower Straße wurde wegen Grenznähe abgelehnt. Dafür wurde später der Obstgarten neben dem Feierabendheim in der Schönfließer Straße angeboten. Sicher sehr zur Freude der Senioren, die für kurze Zeit die Pferde bewundern konnten.
Für die hervorragenden Leistungen bei der Erfüllung der Jahressportpläne unserer BSG erhielten wir folgende Auszeichnungen:
- 1972 Ehrenurkunde vom Rat des Kreises Oranienburg, Abteilung Jugendfragen/ Körperkultur und Sport
- 1972 Ehrenurkunde vom Bezirksvorstand des DTSB Potsdam
- 1973 Ehrenurkunde als „Vorbildliche Sportgemeinschaft des DTSB“ vom Bezirksvorstand des DTSB Potsdam
- 1974 Ehrenurkunde für „Hervorragende Leistung und sportliche Entwicklung im Ort“ zusätzlich vom Rat des Kreises Oranienburg 600 DM und vom Bezirksvorstand Potsdam 500 DM
- 1975 Ehrenurkunde für die Erfüllung des Jahressportplanes (dotiert mit 600 DM)
Die positive Entwicklung unserer BSG war nicht mehr zu übersehen. 1974 hatten wir 250 Mitglieder und Mitte des Jahres 1975 schon 260. Nach dem Ausscheiden der Pferdesportsektion ging der Mitgliederstand etwas zurück, stieg aber durch die Sektionen Volleyball, Waldlauf und Federball im Jahre 1979 wieder auf 249 wieder an.
Der Abriss der alten HO-Gaststätte „Treffpunkt“ begann 1974 durch die Kegler. Der Erlös (Anteil aus 15.000 DM Eigenleistung) wurde für die Beschaffung notwendiger Baustoffe für den Kegelbahnanbau verwendet. Die PGH „Bauhof“ und der Kohlenhandel Meinicke halfen kostenlos mit Lastautos beim Transport. Am 1. Mai 1975 wurde durch die Bürgermeisterin der Grundstein für den Erweiterungsbau der Kegelsportanlage gelegt. Der Umbau dauerte fünf Jahre. Hier haben die Kegler mit mehr als 5000 Stunden Eigenleistung Schwerstarbeit geleistet, und viele erhielten dafür Auszeichnungen. In einem Vertrag wurde am 1. September 1975 die Nutzung der Kegelbahn und der Turnhalle zwischen dem Rat der Gemeinde und der BSG neu festgelegt.
Von 1973 bis 1976 stellte die Physiotherapeutin und damaliges Mitglied des Vorstandes Gudrun Rohn der BSG ihren Turn-Keller (das war ein Kellerraum [„die Gruft“] unter der alten Post, in der Hauptstraße 57) zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung. Der Rat der Gemeinde Glienicke übernahm 1976 den Vertrag. Damit hatte die BSG das erste Mal einen Versammlungsort, der manche Auseinandersetzung miterlebte, aber auch feuchtfröhliche Zusammenkünfte. 1990 nach der Wende musste die BSG den Raum räumen.
1976 legte Helmut Rose den Vorsitz nieder und der Waldläufer Horst Richter wurde sein Nachfolger. Wir konnten aber noch die Früchte seiner Arbeit ernten und erhielten 1977 vom DTSB-Kreisvorstand Oranienburg 1.000 DM für gute Kinder- und Jugendarbeit und Wettkampftätigkeit. Ende des Jahres 1975 wurde Ilse Gatz in die Revisionskommission gewählt, übernahm den Vorsitz und hatte diese Funktion inne bis zur Wahl als „Kassenprüfer“ (neue Bezeichnung) im Mai 1996, die sie im Jahr 2000 abgab.
Seit September 1975 hatte die Sektion Frauenturnen auch wieder eine Männerriege, die bis 1982 existierte und überwiegend aus Jugendlichen bestand. Der Übungsleiter Klaus Pfeifer konnte 1977 mit einer Delegation des Kreises Oranienburg unsere BSG-Fahne zum VI. Turn-und Sportfest der DDR in Leipzig ins Stadion tragen.
Die Entwicklung unserer BSG lässt sich auch in Zahlen nachvollziehen: In den Jahren 1976, 1978 und 1981 wurden 32 Übungsleiter in den Stufen I bis IV und 12 Schiedsrichter ausgebildet. Bis zum 27. Juni 1979 wuchs der Mitgliederstand der BSG auf 249 Mitglieder in sechs Sektionen an.
1979 wurde die neue, schöne, von vielen Sportlern im Schweiße ihres Angesichts miterbaute Kegelsportanlage eröffnet. Damit waren endlich die Wettkampfvoraussetzungen für unsere Kegler geschaffen, aber auch für eine lockere sportliche Betätigung aller Sportler aus den anderen Sektionen. Jeweils zur Woche der Jugend und Sportler luden die Kegler zum „Tag der offenen Tür“ auf der Kegelbahn ein.
Um die Sportstätten wie Kegelbahn, Volleyballplätze oder Waldlaufstrecken auch zu erhalten und zu pflegen, haben die Sportler aller Sektionen – zwar in unterschiedlichem Maße – aber mit Tatkraft von 1970 bis 1983 etwa 11.600 freiwillige, unbezahlte Arbeitsstunden geleistet. Horst Richter gab 1983 den Vorsitz ab und der Kegler Joachim Gonther wurde gewählt.
Es gab immer wieder Anstrengungen, neue Sektionen zu bilden. Es gelang einfach nicht, da die Sportstätten in Glienicke zu klein oder nicht geeignet waren. Die Glienicker Sportler haben das Beste daraus gemacht und schließlich muss ja nicht jeder ein Leistungssportler werden. Die Turner haben in ihrer über 60-jährigen Geschichte nie an Turnwettkämpfen teilgenommen, sondern aus Freude am Sport trainiert und sich einige Jahre mit einer Berliner Frauenturngruppe ausgetauscht. Man gab sich mit den vorhandenen Geräten zufrieden, und im Sommer wurden Ballspiele, Leichtathletik und Gymnastik im Freien angeboten.
Seit 1961 war unsere BSG an der Organisation des Sportfestes auf dem alten Sportplatz in der Märkischen Allee und den Veranstaltungen im Rahmen der „Woche der Jugend und Sportler“ beteiligt, die mit finanziellen Zuschüssen durch die Gemeinde unterstützt wurden. Die Sektionen hatten „Tage der offenen Tür“, an dem sich jeder Glienicker informieren oder teilnehmen konnte.
Zu den Traditionen des Vereins gehörte ebenfalls die jährliche Teilnahme am Mai-Umzug unter der BSG-Fahne. Im Veranstaltungsprogramm zum 1. Mai auf dem Sportplatz waren fast immer Vorführungen oder Wettkämpfe unserer Sportler zu finden.
Sportlerbälle fanden in den ersten Jahren im Lokal „Schwarz“, später HO-Gaststätte „Treffpunkt“, statt, die mit ihren sportlichen Einlagen auch bei der Bevölkerung großen Anklang fanden. Die Blütenfeste der Kegler als gesellige Höhepunkte fanden von 1956 bis 1969 im „Treffpunkt“ und bis 1981 im Kulturhaus „Olga Benario“ (Ruine Hauptstraße/Ecke Märkische Allee) mit Tombola und „spaßiger“ Modenschau” statt. Weitere Initiativen für Geselligkeiten im Verein gingen meistens von den Sektionen aus, die wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit waren und als schöne Erlebnisse zum Zusammenhalt beitrugen.
Die Bedingungen für das Sportabzeichen in der DDR hatten hohes Niveau. Die jährliche Abnahme der Sportabzeichen in den einzelnen Sektionen war zeitaufwendig und wurde mit viel Engagement durchgeführt. Dazu mussten auch immer neue Abnahmeberechtigte ausgebildet und helfende Hände gefunden werden. Nach 1990 konnte das Interesse lange Jahre nicht wieder geweckt werden, sich mit den für uns neuen Bedingungen vertraut zu machen. Erst einige Mitglieder der im Jahr 2009 neu gegründeten Abteilung Gesundheitssport nahmen zur Eröffnung des Sportplatzes Bieselheide 2010 und dann regelmäßig im Rahmen des jährlichen Sportfestes diese Prüfung ab.
Die monatlichen Mitgliedsbeiträge lagen 1989 immer noch bei 0,80 und 1,30 Mark pro Mitglied. Nur die Währungsbezeichnung hatte sich im Laufe der Jahre von Deutsche Mark / DM (1948-1964), über Mark der Deutschen Notenbank / MDN (1964-1967) in Mark der DDR (1968-1990) geändert.
Als nach 1990 die Bestimmungen und Bedingungen für den Bestand einer BSG unwirksam wurden, gaben wir uns den neuen Namen „Sportverein Glienicke/Nordbahn“ und ließen uns ins Vereinsregister eintragen. Ehe alles so richtig funktionierte und wir wussten, was zu beachten ist, dauerte es ein Weilchen. Der Vorstand war nicht mehr aktiv; Joachim Gonther hat allein die notwendigen organisatorischen Arbeiten erledigt, um die Gemeinnützigkeit und finanzielle Förderung zu sichern. Die Vereinsarbeit selbst fand in diesen Jahren in den drei bestehenden Abteilungen Frauenturnen, Kegeln und Volleyball statt, ohne dass die Öffentlichkeit das immer wahrgenommen hat. Die Sektion Federball löste sich auf, und die Sektion Waldlauf nabelte sich ab. Die mangelhafte Beschaffenheit des Turnhallenbodens war Grund dafür, dass die Volleyabteilung zum Training nach Schildow auswich und die Mitgliederzahl stark schrumpfte. Auch zu dieser Zeit bestand der starke Wille, den Verein zu erhalten. Schließlich haben wir Jahrzehnte die Sportgeschichte im Ort mitgestaltet und durch den Gemeinschaftsgeist dazu beigetragen, dass viele Menschen gerne in Glienicke leben oder zum Sporttreiben immer noch nach Glienicke kommen.
Nach längerer Vorbereitung fand am 30. Mai 1996 wieder eine Wahlversammlung statt, in der ein arbeitsfähiger Vorstand gewählt, eine neue Satzung beschlossen wurde und sich Renate Hertzfeldt vom Frauenturnen als kommissarische Vorsitzende bestätigen ließ. Da die Satzung diese Formulierung nicht zuließ, musste sie Vorsitzende werden. Sie tat dies mit viel Engagement. Im Oktober 1996 wurde gemäß Satzung ein Ehren- und Beschwerdeausschuss gewählt und eine Ehrenordnung erarbeitet.
Renate Hertzfeldt verhalf dem Verein wieder zu neuem Leben und neuen Erfolgen. Es waren wieder viele Wege zur Einreichung und Beglaubigung der Vereinsbeschlüsse zu bewältigen und die Gemeinnützigkeit neu zu beantragen. Im Juli 1997 kam die Fußballabteilung dazu und seit November 1997 gibt es Mutter-und-Kind-Turnen. Der Mitgliederzahlen gingen von 142 im Jahre 1989, 103 im Jahre 1990 bis auf knapp 80 im Jahre 1996 zurück. Ab Juli 1996 ging es wieder aufwärts, nicht nur durch die Fußballer, sondern auch durch die Beständigkeit der Abteilung Frauenturnen/Gymnastik. Der Mitgliederstand betrug per 31. Mai 1999 133 Mitglieder und bis zum Jahresende konnte bereits die 150 überschritten werden.
Für eine Federballkindergruppe, die noch außerhalb des Vereins trainierte, und für eine Schülergruppe für allgemeines Turnen gab es mit der Grundschule Glienicke eine Kooperationsvereinbarung entsprechend den Förderrichtlinien des Landessportbundes. Dadurch erhielten die Kinder nicht nur Versicherungsschutz, sondern auch Fördergelder aus Lotto-Mitteln und anderen Quellen durch den Kreissportbund Oranienburg von immerhin 1.120 DM je Gruppe.
Renate Hertzfeldt betreute seit Herbst 1990 wieder die Seniorengymnastik des Glienicker Senioren-Clubs mit steigender Teilnehmerzahl. Ihre durch den Bau der neuen Sporthalle gestarteten Initiativen zur Bildung neuer Sportabteilungen im Verein trugen bereits Früchte. Seit dem 1. Juni 1999 existiert eine Abteilung Badminton. Es meldeten sich weiterhin Tischtennisspieler, Basketballer und Gymnastik interessierte Männer mit dem Wunsch, sich dem SV Glienicke anzuschließen.
Der Bolzplatz an der Niederbarnimstraße wurde 1998 für Kleinfeld-Fußball fertig gestellt. Der Rasen glich weitgehend einer Stein- und Geröllwüste und da er nicht abgesperrt war, konnten ihn unsere Fußballer nicht für Wettkämpfe nutzen. Das hinderte aber die Glienicker nicht, zum 1. Glienicker Bolzplatzturnier im Mai 1999 ihre Kräfte mit der Abteilung Fußball unseres Vereins zu messen.
Wir wissen die Unterstützung der Gemeinde durch jährliche Bereitstellung von Fördermitteln für die Kinderarbeit, Anschaffung von Kleingeräten und anderes zu schätzen. Auf diese Weise konnte der Bestand unseres Vereins gesichert und die Mitgliedsbeiträge bezahlbar gehalten werden. Bisher haben wir noch nicht genügend Sponsoren gefunden. Durch eine Fördermitgliedschaft jedoch kann jeder, der ein Herz für den Sport hat und selbst nicht oder nicht mehr aktiv ist, unsere Arbeit unterstützen.